Hintergrund - Von der Leyen zeigte sich angriffslustig

14.09.2017 UPDATE: 14.09.2017 06:00 Uhr 58 Sekunden

Eppelheim. (cm) Als Ursula von der Leyen nach knapp einer Stunde das Rednerpult verließ, brandete riesiger Applaus in der Rudolf-Wild-Halle auf. Die Bundesverteidigungsministerin begeisterte am Mittwochabend die rund 300 Zuhörer mit einer flammenden Wahlkampfrede. Von der Leyen - hellblaue Bluse, dunkelblauer Blazer - zeigte sich angriffslustig. Anders als ihre Chefin, Bundeskanzlerin Angela Merkel, die SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz in ihren Reden ignoriert, sprach von der Leyen häufiger vom "Kandidaten der SPD", vermied aber auch den Namen Martin Schulz. Nur einmal, gegen Ende ihrer Rede, rutschte er ihr dann doch heraus.

"Ich bin sehr gerne der Einladung nach Eppelheim gefolgt", sagte die seit vier Jahren amtierende Bundesverteidigungsministerin. Rhetorisch brillant, zog die 58-Jährige ihr Publikum in den Bann. In ihrer frei vorgetragenen Rede setzte sie den Schwerpunkt auf die Außenpolitik. So forderte sie im Umgang mit der Türkei "Klartext": "Den Respekt, den die Türkei von uns einfordert, soll sie zunächst uns zollen." Aber auch die Innenpolitik vernachlässigte sie nicht: Von der Leyen betonte die gute Lage auf dem Arbeitsmarkt, den ausgeglichenen Staatshaushalt und erteilte den "sozialistischen Umverteilungsplänen der SPD", die den Mittelstand durch höhere Steuern mehr belasten wolle, eine "klare Absage".

Die Ministerin sprach sich für Bürokratieabbau aus und hatte die Lacher bei kuriosen Beispielen auf ihrer Seite: "Besteht ein Personalrat nur aus einer Person, so entfällt die Trennung nach Geschlecht." Oder: "Stirbt ein Bediensteter während einer Dienstreise, ist die Dienstreise beendet." Auch auf die Familienpolitik ging sie ein: Von der Leyen forderte einen Rechtsanspruch für Ganztagesbetreuung in der Grundschule und die Wiedereinführung des "Baukindergelds".