Nein aus Stuttgart zur besseren Busverbindung
Landtag lehnt Petition "Pro ÖPNV im Steinachtal" ab - Bürgermeister Zeitler: "Wir kämpfen weiter"

In der Frontscheibe des Sprinters klebt die Liniennummer "34". Im Unterdorf hält der Kleinbus nur ein paar Mal am Tag. Foto: Alex
Von Manuel Reinhardt
Schönau/Wilhelmsfeld/Heiligkreuzsteinach. Am oberen Rand der Frontscheibe des Mercedes-Sprinters klebt, fast unauffällig, ein Zettel mit der Zahl "34". Dieser kleine Zettel ist der Grund, warum der baden-württembergische Landtag in Stuttgart die Petition "Pro ÖPNV im Steinachtal" zurückgewiesen hat. Darin wurde gefordert, dass das Land die Mehrkosten für die Umleitung des Busverkehrs während der Vollsperrung zur Sanierung der Landesstraße 536 zwischen Schönau-Altneudorf und Wilhelmsfeld übernimmt.
Der Wilhelmsfelder Rudolf Klapdohr hatte den 12.000 Menschen der drei Steinachtalgemeinden eine Stimme gegeben und die Petition initiiert. Der ursprüngliche Ersatzfahrplan hätte nämlich rund 216.000 Euro gekostet; zu viel für die kleinen Gemeinden. So wird mit einem abgespeckten Fahrplan gefahren, die Busse über Heiligkreuzsteinach umgeleitet. Und vom Wilhelmsfelder Unterdorf, das mitten in der Baustelle liegt, bis zur Haltestelle "Autohalle" in Wilhelmsfeld fährt morgens und nachmittags ein paar Mal nur der kleine Ersatzbus der Linie 34.
Doch genau das war der Hauptgrund, die Petition abzulehnen. "Der Petition wurde durch die Bedienung der Haltestelle ,U’ mit einem Kleinbus bereits abgeholfen", heißt es in der Begründung. Zur Erhöhung der Fahrten solle sich der Petent Rudolf Klapdohr an die Gemeinden und Gemeinderäte wenden, empfiehlt der Landtag. Eine "liebgemeinte Floskel" nennt Klapdohr dies. Natürlich sei er enttäuscht, wisse durch seine langjährige Arbeit im Gemeinderat aber, damit umzugehen. "Die Kommunen haben nicht die finanziellen Mittel, um die Taktung des Notfahrplans zu erhöhen", so der Petent.
Er beschreibt die aktuelle Lage: "Wenn Schüler aus dem Unterdorf den Kleinbus um 6.04 Uhr nehmen, müssen sie an der Autohalle bis 6.52 Uhr auf den nächsten Bus nach Schriesheim warten." Aber der nächste Bus um 7.04 Uhr sei schon zu spät. Und auch viele ältere Menschen müssten den Tag über den 1,2 Kilometer langen Weg nach Wilhelmsfeld laufen. "Mir tut es leid, dass es wohl für die verbleibende sehr lange Zeit bis zur Fertigstellung der L 536 im Herbst 2018 beim jetzigen Notfahrplan bleiben wird", meint Klapdohr.
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Das will aber Schönaus Bürgermeister Marcus Zeitler nicht auf sich sitzen lassen: "Ich gebe keine Ruhe." Natürlich habe er dieses Ergebnis aus dem Landtag erwartet. Für richtig hält er es dennoch nicht. "Das Land hat 40 Jahre versäumt, die Straße zu machen", betont der Schönauer Rathauschef. Zwar sei man dankbar, dass dies nun geschehe. Es könne aber nicht sein, dass die Steinachtalkommunen dafür nun die Zeche zahlen müssten - der ÖPNV sei während der Baumaßnahmen schlechter und die Gemeinden sollten auch noch dafür aufkommen. Es gelte das Verursacherprinzip: "Wer baut, muss auch zahlen."
Daher lohne es sich, weiter zu kämpfen - mit allen demokratischen Mitteln. "Wir werden keine Steine werfen", so Zeitler. Aber: "Wir werden für unser Recht kämpfen und petitieren, demonstrieren, klagen." Alle Bürger, alle Gemeinderäte, alle Fraktionen stünden geschlossen hinter der Forderung der Petition, verleiht er seinem Anliegen Gewicht und betont: "Wir leben dort, wo andere Urlaub machen, wir brauchen den ÖPNV." So hält er es mit dem alten Spruch: "Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren."



