Neckar-Odenwald-Kreis

Landkreis will zwei Pflegestützpunkte aufbauen

Ausschuss für Gesundheit und Soziales: Sucht, Seniorenbericht und Vorqualifizierungsjahr für Migranten standen auf der Tagesordnung

24.07.2017 UPDATE: 25.07.2017 06:00 Uhr 3 Minuten, 16 Sekunden

Sowohl in Buchen als auch in Mosbach will der Landkreis Pflegestützpunkte als Anlaufstellen zu Fragen rund um das Thema Pflege, Alter und Versorgung einrichten. Foto: thinkstock

Walldürn. (RNZ) Eine umfangreiche Tagesordnung hatten die Mitglieder des Ausschusses für Gesundheit und Soziales unter der Leitung von Landrat Dr. Achim Brötel bei ihrer Sitzung in Walldürn zu bewältigen. Ausführlich wurde zunächst über die Fortschreibung des Altenhilfeberichts, der erstmals 2006 erstellt worden ist, diskutiert.

Aus Sicht der Verwaltung soll der Altenhilfebericht nicht nur aktualisiert, sondern mit Unterstützung eines Fachbeirats neu strukturiert und so zu einem umfassenden Seniorenbericht entwickelt werden. Dabei sollen auch ganz neue Themenfelder erläutert werden. Der Planungsprozess wird in enger Kooperation mit dem Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) durchgeführt.

Der komplette Seniorenbericht soll dann bis zum Frühjahr 2018 fertiggestellt sein. Kreisrat Michael Jann (CDU) begrüßte die Initiative: "Der Bericht wird nach Fertigstellung sicherlich eine gute Arbeitsgrundlage für die Kreistagsverwaltung, Kreistag, aber auch für die Kommunen sein."

Im Rahmen dieses Tagesordnungspunkts berichtete Petra Flohr als Leitende Ärztin der Akutgeriatrie und der Geriatrischen Rehabilitation an den Neckar-Odenwald-Kliniken über die dortige altersmedizinische Versorgung. Sie wies darauf hin, dass die Neckar-Odenwald-Kliniken mit drei geriatrischen Ärzten vergleichsweise sehr gut aufgestellt sind. Das Angebot sei deshalb sehr gut, "aber wir sind leider kein Gesundbrunnen, der völlige Genesung herstellt. Wir können nur versuchen, die Menschen für die Bewältigung des Alltags wieder zu mobilisieren", so die Ärztin. Kreisrätin Simone Heitz (Bündnis 90/Die Grünen) hob hervor, dass es sehr wichtig sei, eine wohnortnahe Versorgung im Alter bieten zu können.

In einem weiteren Tagesordnungspunkt beschäftigte sich der Ausschuss erneut mit der Errichtung eines Pflegestützpunkts im Landkreis. Pflegestützpunkte sind Anlaufstellen zu Fragen rund um das Thema Pflege, Alter und Versorgung. Speziell geschulte Mitarbeiter beraten dort Pflegebedürftige und deren Angehörige unabhängig und kostenfrei. Diese erhalten so Informationen und konkrete Hilfestellungen unter anderem zu finanziellen Leistungen, hauswirtschaftlichen Hilfen, häuslicher Pflege, stationärer und teilstationärer Pflege, regionalen Betreuungs- und Unterstützungsangeboten, Entlastung für pflegende Angehörige, Selbsthilfegruppen und Hospizhilfen.

2012 war der Beschluss gefasst worden, keine Aktivitäten zu ergreifen, nachdem der Vorstand der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Pflegestützpunkte mehrfach ein vom Landkreis erstelltes Konzept abgelehnt hatte. Jetzt haben sich allerdings die rechtlichen Rahmenbedingungen verändert. Nach Inkrafttreten des dritten Pflegestärkungsgesetzes haben die Landkreise nunmehr ein Initiativrecht zur Errichtung solcher Stützpunkte. Demnach sind die Pflegekassen ab sofort gesetzlich verpflichtet, an Pflegestützpunkten mitzuwirken und Rahmenverträge abzuschließen. Eine ablehnende Haltung der LAG Pflegestützpunkte ist somit nicht mehr möglich.

Der Landkreis beabsichtigt nun, stufenweise zwei Pflegestützpunkte einzurichten. Zunächst wird die Einrichtung eines Pflegestützpunkts in Buchen angestrebt. In einem zweiten Schritt könnte in der Folge dann ein weiterer Pflegestützpunkt in Mosbach entstehen. Beide Pflegestützpunkte haben kreisweite Zuständigkeiten. Die Verwaltung wurde vom Ausschuss beauftragt, gemeinsam mit den Kranken- und Pflegekassen ein entsprechendes Konzept zu erstellen.

"Absolut sinnvoll und förderwürdig", so äußerte sich Kreisrätin Heide Lochmann (SPD) zum ESF-Förderprojekt des Kolpingbildungswerks Tauberbischofsheim für junge Migranten und Flüchtlinge. Dieses Projekt läuft seit Februar 2017 an der Ludwig-Erhard-Schule Mosbach und an der Zentralgewerbeschule in Buchen. Dort werden jugendliche Migranten in einem Vorqualifizierungsjahr auf eine Berufsausbildung oder eine berufliche Tätigkeit vorbereitet. Dieses Projekt soll weiterhin in Mosbach und neu in Walldürn an der Frankenlandschule angeboten werden. Für die Fortsetzung des Projekts wird erneut eine Kofinanzierung durch den Landkreis in Höhe von rund 27.000 Euro benötigt. Der Ausschuss stimmte der weiteren Förderung des ESF-Projekts zu und beauftragte die Verwaltung, für das Jahr 2018 den Eigenanteil in den Kreishaushalt 2018 aufzunehmen.

Schnell einig war man sich bei der Anpassung der Richtwerttabelle zur Ermittlung der angemessenen Kaltmieten. Diese ist bei der Prüfung der angemessenen Miethöhe beim Bezug von Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II oder XII notwendig. Die Verwaltung hat festgestellt, dass die bisherigen Mietgrenzen nicht mehr dem aktuellen Stand entsprechen, und hat diese nun angepasst. Die neuen Grenzen richten sich nun nach den tatsächlich am Wohnungsmarkt angebotenen Mieten.

Im abschließenden Tagesordnungspunkt berichtete die Fachstelle Sucht des Baden-Württembergischen Landesverbands für Prävention und Rehabilitation über ihre tägliche Arbeit. Die Fachstelle Sucht betreibt für den Neckar-Odenwald-Kreis eine psychosoziale Beratung- und Behandlungsstelle für Menschen mit Suchtproblemen und ihre Angehörigen. Darüber wurde eine entsprechende Vereinbarung abgeschlossen, die Ende des Jahres 2017 ausläuft.

Der Leiter der Beratungsstelle, Karl Pfeil, wies darauf hin, dass ein grundlegendes Problem der Suchtberatung darin liege, dass nur ein geringer Teil der Betroffenen tatsächlich Hilfe erhält: "Fast jeder kommt nur auf Druck Dritter zu uns. Damit gehören Suchterkrankungen zu den psychischen Störungen mit der größten Behandlungslücke." Deshalb, so Pfeil, sei ein gutes vernetztes Arbeiten unerlässlich. Kreisrat Heribert Fouquet (Freie Wähler) regte in diesem Zusammenhang an, auch über andere Beratungsstrukturen nachzudenken.

Neben den persönlichen Beratungen gehört aber auch die Präventionsarbeit zu den Hauptaufgaben der Fachstelle Sucht. Iris Menge, zuständige Sachbearbeiterin der Beratungsstelle, stellte ein Beispiel für Alkoholprävention an Schulen vor, bei dem auch die Eltern einbezogen werden. Eine andere Zielgruppe, Studierende an Hochschulen, wird mit dem Projekt "E-Checkup to go" erreicht. Dabei handelt es sich um ein Web-basiertes Präventionsprogramm, bei dem sich Studierende online ihr persönliches Risikoprofil erstellen können. Abschließend gab die Psychotherapeutin Miriam Bektes anhand von Fallbeispielen Einblicke in die therapeutische Arbeit der Fachstelle. Der Ausschuss nahm diese Berichte mit Interesse entgegen.

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