Castorbehälter auf dem Neckar

Der Transport der Brennelemente geht in die "heiße" Phase (plus Fotogalerie)

Erste Beförderung von Brennelementen auf dem Neckar angelaufen: Transportschiff "Edda" erreicht Obrigheim - Rückfahrt schon am heutigen Dienstag?

26.06.2017 UPDATE: 27.06.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 24 Sekunden

Friedlich und von einem stattlichen Polizeiaufgebot begleitet, protestierten Atomkraftgegner gestern an der Schleuse Gundelsheim gegen den Castortransport...

Von Heiko Schattauer

Neckarwestheim/Obrigheim. Mehr als zwei Jahre hat sich die zuständige Behörde mit dem Vorhaben befasst, zuletzt auch das Verwaltungsgericht Berlin. Seit dem gestrigen Montagmorgen wird er vollzogen, der erste Transport von mit hoch radioaktivem Atommüll beladenen Castorbehältern auf dem Neckar. Vom Zielort Neckarwestheim aus machte sich der Verband um das Schubschiff "Edda" zunächst auf den Weg neckarabwärts, bereits am frühen Nachmittag erreichte der noch leere Transport das Kernkraftwerk Obrigheim (KWO).

Dort wird das Schiff mit drei Castorbehältern beladen, die abgebrannte Brennelemente enthalten. Diese werden dann wieder neckaraufwärts zum bestehenden Zwischenlager am Kernkraftwerk Neckarwestheim (GKN) verschifft. Der erste "heiße" Transport könnte bereits heute über den Neckar gehen: "Ich schätze, dass schon am Dienstag zurückgefahren wird", prophezeite am Montagmittag Gottfried May-Stürmer am Stauwehr in Gundelsheim, während im Hintergrund der Schubverband durchgeschleust wurde. Der Geschäftsführer des BUND-Regionalverbands Heilbronn-Franken demonstrierte gemeinsam mit anderen Atomkraftgegnern friedlich gegen den Transport. Das Aktionsbündnis "Neckar castorfrei" hatte zu Protestaktion und Mahnwache in Gundelsheim aufgerufen.

Die Transportkritiker waren allerdings klar in der Unterzahl, ein massives Polizeiaufgebot sollte an der Schleuse mögliche Zwischenfälle verhindern. Weiter unten eskortierte die Wasserschutzpolizei das Schubschiff, über allem kreiste zudem ein Polizeihubschrauber. "Hier an der Schleuse sind wir verstärkt präsent", erklärte ein Polizist, "da ja bekannt war, dass sich Transportgegner hier versammeln werden." Präsenz demonstrierte die Polizei allerdings auch entlang der gesamten Strecke. Mannschaftsbusse und Einsatzfahrzeuge fanden sich im Dutzend am Neckarlauf.

In Gundelsheim war derweil kein Eingreifen nötig. Die Proteste blieben absolut friedlich. Ihrem Ärger machten die Atomkraftkritiker dennoch Luft: "Man opfert die Sicherheit zugunsten von betriebswirtschaftlich günstigeren Lösungen", klagte etwa Konrad Wanner aus Heilbronn über den genehmigten Transferplan des Energiekonzerns EnBW. May-Stürmer sorgte sich vor allem auch um die "rund 100 Kilogramm Plutonium", die mit den Castortransporten über den Neckar verschifft werden: "Das Misstrauen in Sachen Sicherheit bleibt."

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Richtig ernst wird es heute oder spätestens morgen. War bisher als Termin für die Rückfahrt mit beladenen Castoren der Mittwoch angenommen worden, scheint inzwischen der heutige Dienstag wahrscheinlicher: "Drei bis vier Stunden beladen, neun bis zehn Stunden Fahrtzeit", rechnet BUND-Mann May-Stürmer vor, "ich glaube, die machen das alles an einem Tag." Die Atomkraftgegner haben weitere Proteste angekündigt.

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