Ins Heidelberger Perkeo zieht die Kette des Ex-Porsche-Chefs

Die Wirtschaft schließt Mitte Januar - Wendelin Wiedeking eröffnet hier den fünften Ableger von "Tialini"

29.12.2016 UPDATE: 30.12.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden

Durchaus nostalgisch und gut-bürgerlich präsentiert sich - noch - das altehrwürdige "Perkeo" in der Hauptstraße 75. Foto: Hentschel

Von Karla Sommer

"Ich war mal wieder in Heidelberg und habe dort wieder im ‚Perkeo‘ Maultaschen mit Zwiebelschmelz gegessen. Das ist für mich einfach ein Muss, echt super lecker." Internetbeiträge wie diesen nach einem Besuch im altehrwürdigen Restaurant Perkeo in der Hauptstraße wird es im neuen Jahr nicht mehr geben. Dann wird man sich nach geraumer Zeit des Umbaus über Pizza und Pasta auslassen - und vielleicht über die Tatsache, dass hinter dem neuen Restaurantnamen "Tialini" eine Kette steckt, die aber von ihrem Gründer, Wendelin Wiedeking, als Systemgastronomie bezeichnet werden möchte. Wiedeking? Ja, das ist der ehemalige "Turbo-Manager" von Porsche, der den Autobauer vor sieben Jahren - ausgestattet mit einer "ordentlichen" Abfindung von 50 Millionen Euro - verlassen musste, als es mit der Übernahme von VW nicht geklappt hat. An etwa 20 Firmen ist er nach eigenen Angaben heute beteiligt, aber sein Leib- und Magenprojekt ist "Tialini", das es schon in Stuttgart, Karlsruhe, Ludwigshafen und Freiburg gibt - und nun bald auch in Heidelberg.

Aber muss es ausgerechnet in dem alten "Perkeo"-Gasthaus sein? Es muss nicht, aber es kann, denn der schöne alte Gastraum soll weitgehend erhalten bleiben. So möchte es sein Besitzer, Klaus Müller, so will es das Denkmalschutzamt und dafür ist auch der neue Pächter. Also wird der Perkeo hier nicht zu Grabe getragen. Er bekommt ein, soweit das zulässig ist, hübscheres Umfeld. Das heißt: Eine Wand weicht einem offenen Pizzaofen, und die in den Raum ragende Theke kommt weg und wird durch eine neue ersetzt. Auch die Küchen- und Personalräume, die nicht denkmalgeschützt sind, werden erneuert. Der ganze Rest wird "aufpoliert". So schildert es der Hausbesitzer Müller, der weiterhin das darüber liegende Hotel betreibt.

Und warum musste der jetzige Pächter, Mehdi Bina, weichen? Der sei, so Müller, nachdem die Vorpächter in finanziellen Schwierigkeiten gewesen seien, wissentlich in einen halbjährlichen Pachtvertrag eingestiegen. Und der endete am 31. Dezember mit einer abgesprochenen Verlängerung bis 15. Januar 2017. Doch Bina hätte gern weitergemacht, erklärt er gegenüber der RNZ. Er hätte in dem halben Jahr schon einiges investiert und wollte eigentlich weiter renovieren. Auch die 30 Angestellten lägen ihm am Herzen. Denen, unter ihnen einige, die schon seit vielen Jahren in dem Restaurant arbeiten, musste er nun kündigen. Es sei jedoch abzusehen gewesen, meint Müller dazu, denn die Unstimmigkeiten mit den Vorpächtern und Verhandlungen mit Tialini aus Bietigheim-Bissingen wären schon seit geraumer Zeit gelaufen. Und so wird wohl schon ab 15. Januar das alte Mobiliar abtransportiert werden, um einem mediterranen Stil zu weichen.

Ob der in das 1891 erbaute Haus und den alten holzgetäfelten Saal mit seiner Glaskuppel passt? "Die neuen Pächter garantieren das", beruhigt Klaus Müller. Und schließlich kommt eigentlich zusammen, was zusammen gehört - zumindest, was den trinkfreudigen Perkeo betrifft. Der, 1702 in Südtirol geboren, pflegte auf Fragen, ob er das große Fass im Heidelberger Schloss leer trinken wolle, gern auf Italienisch "perché no?" (Warum nicht?) zu antworten. Übrigens auch ein schöner möglicher Name für das neue Restaurant, das, so hofft Klaus Müller, am 1. April seine Pforten öffnen soll.

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