Heidelberg

Wie Uber die Taxibranche weiter unter Druck setzt

Der Fahrdienstvermittler expandiert massiv. Jetzt kommt die "Letzte Meile"-Option hinzu.

07.05.2024 UPDATE: 07.05.2024 04:00 Uhr 1 Minute, 49 Sekunden
Ein Mietwagen mit Uber-Werbung vor der Alten Brücke. Foto: zg

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Der Fahrdienstvermittler Uber ist seit einem Jahr in Heidelberg aktiv und setzt die Taxibranche immer mehr unter Druck. Sieben neue Mietwagenfirmen mit insgesamt 49 Fahrzeugen sind laut einem Stadtsprecher seit April 2023 in der Neckarstadt dazugekommen. "Nach unserer Kenntnis kooperieren sie alle mit Uber", so der Stadtsprecher. Während die Taxizentrale über starke Umsatzeinbußen klagt, startet Uber am heutigen Dienstag sogar mit einem neuen Angebot: Für die "Letzte Meile" können die Passagiere von drei ausgewählten Haltestellen über die App einen Uber-Wagen bestellen. Bis zu einem Umkreis von zwei Kilometer Luftlinie wird dabei ein Fixpreis von sechs Euro berechnet.

Für Michael Käflein, Geschäftsführer der Heidelberger Taxizentrale, ist die "Letzte Meile"-Option nur ein Werbegag. "Wir haben das auch schon versucht, das bringt nichts. Außerdem gibt es in Ziegelhausen und Rohrbach inzwischen den Fips-Bus der RNV." Viel mehr Sorgen bereitet Käflein die tägliche Konkurrenz im Alltagsgeschäft. 2019 vermittelte die Taxizentrale im ersten Quartal noch 94.758 Fahrten. Nach massiven Einbrüchen in den Corona-Jahren waren es 2023 wieder 80.396. In den ersten drei Monaten dieses Jahres aber nur noch 66.891, also wieder 17 Prozent weniger.

Uber-Testfahrten 37 Prozent günstiger als Taxizentrale

Laut Käflein hat die Taxizentrale in Heidelberg 50 Testfahrten mit Uber durchgeführt. "Im Durchschnitt lagen die Preise 37 Prozent unter unseren", so der Geschäftsführer. Er ist überzeugt: "Das kann sich wirtschaftlich nicht rechnen." Die Taxizentrale drängt daher nach wie vor darauf, dass auch für Mietwagen mit Chauffeur Mindesttarife eingeführt werden. Käfleins Wunsch ist, dass sie dem Taxitarif weitgehend angeglichen werden. Die Bereitstellung eines Taxis kostet in Heidelberg 3,50 Euro, die ersten beiden Kilometer 3,30, jeder weitere 2,20 Euro.

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In Sachen Mindesttarif hat der Heidelberger Gemeinderat im November 2023 ein Gutachten beschlossen. "Es erfordert umfangreiche Datenerhebungen", so der Stadtsprecher. Im Juli solle es fertiggestellt sein und dem Gemeinderat nach der Sommerpause vorgestellt werden. Laut einem Uber-Sprecher würde ein Mindesttarif aber massiv die Niederlassungs- und Berufsfreiheit von Mietwagenunternehmern einschränken und sei auch laut aktueller europäischer Rechtsprechung nicht zulässig. "Darüber hinaus würden die sogenannten Mindestpreise die Menschen eher wieder in den privaten Pkw treiben, was zu mehr Verkehr und mehr Umweltbelastung führen würde." Rein wirtschaftliche Motive der Taxiunternehmen könnten solch massive Einschränkungen nicht rechtfertigen.

Das sieht Käflein anders und beruft sich darauf, dass die Taxibranche Teil der Daseinsvorsorge sei. "Wir haben Betriebspflicht. Im besten Fall Tag und Nacht." Schon im März 2023 wies der Geschäftsführer der Taxizentrale darauf hin, dass Heidelberg gemessen an der Einwohnerzahl die zweitschlechteste Personenbeförderungszahl in Deutschland gehabt habe. Damals gab es in Heidelberg noch 24 Mietwagenunternehmen mit 98 Fahrzeugen, viele davon waren im Krankentransport oder als Flughafen-Shuttle unterwegs. Die Anzahl der Taxi-Konzessionen ist seit Jahren auf 161 gedeckelt. 110 Betriebe mit 141 Fahrzeugen sind in der Taxizentrale organisiert.

Uber verweist unterdessen darauf, dass man mit der "Letzte Meile"-Option mehr Fahrgäste dazu bringen wolle, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Das neue Angebot gilt vorerst nur ab den folgenden Haltestellen: Rohrbach-Süd, Kirchheim-Friedhof und S-Bahnhof Kirchheim/Rohrbach.

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